Existenzen im Verborgenen
Der Verbandkasten schlummert zumeist unbeachtet irgendwo im Auto. Wohl nur die wenigsten Autofahrer werfen regelmäßig einen Blick auf seinen Inhalt, obwohl beispielsweise das sterile Material ein Verfallsdatum besitzt. „Doch grade vor der Urlaubsreise ist eine Kontrolle eine gute Idee“, rät Jürgen Lebherz von TÜV SÜD, „und bei dieser Gelegenheit sollte man sich auch vergewissern, welche Medikamente für menschliche und tierische Reisende eingepackt werden sollten.“ Welches Erste-Hilfe-Material im Auto mitgeführt werden muss, richtet sich nach der DIN 13164 und dem § 35 h der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO). Im Februar 2022 wurde diese Vorschrift aktualisiert. Seitdem sind unter anderem zusätzlich zwei medizinische Masken Bestandteil des Verbandkastens. „Grundsätzlich sollte der Verbandkasten schnell erreichbar aufbewahrt werden, etwa unter den Sitzen oder in gut zugänglichen Seitenfächern des Kofferraumes“, empfiehlt Lebherz, „und wer auf Nummer sicher gehen will, informiert Mitreisende, wo sich die Autoapotheke befindet.“
„Ein weiterer Praxistipp: Man sollte ab und an seine Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen“, gibt Jürgen Lebherz zu bedenken: „Material und manche Methoden haben sich im Laufe der Jahre geändert.“ So sind sich oftmals Helfer unsicher, wie sie die Rettungsdecke im Notfall nutzen sollen. Gibt es einen Unterschied zwischen den zwei verschiedenfarbigen Seiten? „Tatsächlich haben die silberne und goldene Folienseite einen unterschiedlichen Zweck“, erläutert der TÜV SÜD-Fachmann: „Die silberne Seite verringert die Hitzebildung durch zu hohe Sonneneinstrahlung. Liegt hingegen die goldene Seite nach oben über dem Unfallopfer, kann es vor Auskühlung bewahrt werden. Dies ist vor allem im Falle eines Schockzustands von Bedeutung.“
Ein fehlender Verbandkasten führt, ebenso wie unvollständige oder unbrauchbare Binden, Kompressen oder Pflaster, bei der Hauptuntersuchung (HU) zu einem geringen Mangel. Bis zehn Euro kostet ein fehlender Verbandkasten bei einer Verkehrskontrolle. „Viel wichtiger ist aber, dass man im Notfall kein brauchbares Verbandmaterial für die Versorgungen von Verletzungen zur Hand hat“, gibt der TÜV SÜD-Fachmann zu bedenken. Empfehlenswert ist neben einem Auffrischen des eigenen Wissens ein Check von Inhalt und Zustand des Verbandkastens von Zeit zu Zeit. Das auf der Außenseite vermerkte Verfallsdatum gibt einen Hinweis, wie lange das Verbandzeug in der Regel steril ist. Normalerweise ist das Verbandzeug auf fünf Jahre ab Produktionsdatum ausgelegt. Aber, etwa bei hohen Temperaturen oder Beschädigungen, kann es schneller altern. Für die Aktualisierung des Inhalts bietet der Einzelhandel oftmals mit entsprechenden Aktionen vor Beginn der Urlaubszeit preisgünstige Austausch-Sets an.